Hey!
Mein Name ist Sina, ich bin 20 Jahre alt und komme aus Berlin. Zurzeit mache ich eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte im zweiten Lehrjahr bei der Senatsverwaltung für Inneres und Sport.
Seit Februar befinde ich mich auf Malta um hier ein mehrmonatiges Auslandspraktikum als Teil meiner Ausbildung zu absolvieren.
Ein großes Dankeschön geht dabei an die Louise-Schroeder-Schule, Erasmus+ und natürlich auch an die Senatsverwaltung für Inneres und Sport für diese Möglichkeit neue Erfahrungen zu sammeln.
Viel Spaß beim Lesen meines Blogs!
Nachdem sich die Ereignisse überschlugen wurde das Heimweh immer stärker. Die ersten Corona-Fälle wurden auf Malta bestätigt und schon ging alles sehr schnell... alle Flüge von und nach
Deutschland wurden gestrichen, wer aus Deutschland einreist muss sich mindestens 14 Tage in Quarantäne begeben etc. Meine Familie und mein Freund wollten mich einige Wochen später besuchen, was
dadurch leider ins Wasser fiel und wodurch das Heimweh immer stärker wurde. Ich hatte tatsächlich Angst, dass der Flughafen auf Malta dicht gemacht wird, es eine Ausgangssperre gibt... das wär
für mich in dieser Situation unvorstellbar gewesen weshalb ich mich dazu entschied das Auslandspraktikum vorzeitig zu beenden. Auch wenn ich wusste, dass die Situation in Berlin nicht wirklich
besser war (eher im Gegenteil), wollte ich in einer solchen Zeit einfach bei meiner Familie sein.
Auch wenn es einige Tiefschläge gab, bereue ich es nicht an diesem Auslandspraktikum teilgenommen zu haben, da ich für mich dennoch sehr viel gelernt habe, neue Erfahrungen sammeln durfte und wir
gemeinsam aus jeder Situation noch das beste herausgeholt haben. Ich fühlte mich grad erst richtig angekommen und freute mich schon sehr darauf die Insel mit meiner Familie und
meinem Freund erneut zu erkunden, aber zu Hause ist es doch auch wieder sehr schön :)
Einen Monat arbeite ich nun schon bei MCAST. Die Arbeit wiederholt sich oft, zum Beispiel erfasse ich im System fehlende Abschlussnoten der Schüler sowie die „Certificate No.“ . Ich bereite weiterhin Einladungen mit den nötigen Formularen wie z.B die Datenschutzerklärungen (für Fotos) zum verschicken vor und befülle Folien mit Zertifikaten und Diplomen. Diese müssen eingescannt und sortiert werden, was ebenfalls zu einer meiner Hauptaufgaben geworden ist.
Ich war jetzt auch schon bei einigen Ceremonies/Graduations (wie die Vergabe der Zertifikate und Diplome hier genannt wird) dabei und half dabei die ausgefüllten Formulare zu kontrollieren und ggf. zu vervollständigen, die Programme zu falten und auf den Plätzen zu verteilen und den Raum der Zeugnisvergabe vor- und nachzubereiten. Es gefällt mir ganz gut mal etwas Abwechslung von dem Büroalltag zu bekommen und unter vielen Menschen zu sein, auch wenn das sehr stressig werden kann und hier durch den Coronavirus momentan Ausnahmezustand herrscht. Jeder Schüler + deren Gäste müssen sich die Hände desinfizieren bevor sie reingelassen werden und der Direktor des Colleges schüttelt (verständlicherweise) keine Hände bei der Vergabe, um das Risiko einer Verbreitung der Viren nicht noch zu erhöhen.
Ich habe festgestellt, dass ich mich besser auf englisch verständigen kann als ich dachte. Das Englisch mancher Kollegen versteht man besser und manche schlechter. Im Büro wird grundsätzlich nur Maltesisch gesprochen, was ich etwas schade finde.
... vor einigen Wochen hätte ich noch die Augen verdreht wenn ich dieses Wort zum gefühlt hundertsten mal gehört hätte. Doch aufeinmal betraf mich dieses Thema auf eine bestimmte Art und Weise womit ich nicht gerechnet hätte.
Die ersten Corona-Fälle waren auf Italien bekannt und die Zahlen schossen in die Höhe. Am nächsten Tag wurden bereits die ersten Erkrankten auf Sizilien festgestellt (Sizilien ist etwa 100km Luftlinie von Malta entfernt).
Nach der Arbeit wollten wir noch einige Kleinigkeiten bei Lidl besorgen und wunderten uns schon, warum es so voll war. Wir gingen nach Hause und direkt bekam ich eine Nachricht von einem Kollegen der ebenfalls mit uns nach Malta gegangen ist, dass wir uns unbedingt Vorräte besorgen sollten, da die Leute komplett am Rad drehen und alles leer kaufen. Wir gingen also erneut zu Lidl und waren echt erschrocken. Draußen stand kein einziger Einkaufswagen mehr, viele Lebensmittel wie Nudeln oder Konserven waren komplett ausverkauft und jeder Wagen war bis oben hin voll.
Wir informierten uns etwas zu dem Thema und bekamen unter anderem mit, dass die Krankenhäuser hier auf Malta wohl nicht auf einen Ausbruch des Viruses vorbereitet wären. Die ganze Situation war und ist weiterhin etwas beunruhigend, da ganze Schiffsladungen mit Lebensmitteln aus Italien am Hafen abgeblockt werden, man nicht weiss, ob die Menschen sich beruhigen oder ob man weiterhin so schlecht an Lebensmittel kommen wird und ob der Virus es tatsächlich auch nach Malta schafft. Malta ist mit einer größe von 316 km² sehr klein, sogar deutlich kleiner als Berlin und sollten sich hier Fälle bestätigen, kann sich der Virus sehr schnell verbreiten und es wird noch schwieriger an Essen oder Wasser zu kommen.
Jetzt heisst es erst einmal Ruhe bewahren, noch öfter die Hände waschen und gaaaanz viel desinfizieren. Auf der Arbeit wurden bereits Infoblätter befestigt wie man sich am besten zu verhalten hat und es wurden viele Vorrichtungen für Handdesinfektionsmittel an den Wänden montiert.
Ich bin gespannt wie sich das hier entwickelt und hoffe dass sich die Lage etwas entspannt.
Einen Tag vor Arbeitsbeginn zeigte uns George großzügigerweise wo die Bushaltestellen in der Nähe unserer Wohnung sind und wie wir am besten zu unserer Arbeitsstelle MCAST kommen.
Und dann war es auch schon so weit... der erste Arbeitstag stand an! Wir gingen also zu der Bushaltestelle und wollten das erste mal seit unserer Ankunft den Bus nutzen und wir warteten... und warteten... und warteten. Unser Bus kam nicht. Als wir ein Taxi rufen wollten funktionierte die Nummer nicht, da wir uns nicht mit der Vorwahl auskannten, also hieß es laufen! Wir liefen eine Stunde, gerieten das ein oder andere mal in Sackgassen und lernten schnell, dass viele Autofahrer ohne Rücksicht auf Verluste fahren.
5 Minuten zu spät kamen wir dann aber doch noch an und Christian begrüßte uns mit einer PowerPoint Präsentation im international Office. Uns wurde erklärt wie wir uns zu verhalten haben, wie wir uns zu kleiden haben etc. Wir wurden über den Campus geführt und anschließend wurde von jedem ein Foto für unseren Studentenausweis gemacht (welchen wir wenig später auch schon bekamen) um Problemlos auf das Gelände zu kommen.
Jeder wurde zu seiner Arbeitsstelle gebracht, also wurde ich im Registrar meinen Kollegen vorgestellt. In den ersten Tagen war nicht allzu viel los. Meine Aufgaben bestanden im wesentlichen darin Einladungen für die Zeugnisvergaben mit den nötigen Formularen in Briefumschläge zu stecken, das Cover von „graduation Booklets“ zu trennen und die Abschlussnoten und „Certificate No.“ der einzelnen Schüler im System zu erfassen.
Mir ist direkt aufgefallen, dass Malteser sehr viel lockerer bei der Arbeit sind. Es wird sich viel unterhalten (und das nicht unbedingt leise), gelacht und Musik gehört... und dennoch gearbeitet. Alle sind sehr freundlich und hilfsbereit.
Und auf einmal war es soweit... es ging nach Malta! Mein Freund brachte mich morgens zum Flughafen wo ich auch schon die Anderen traf. Der Abschied fiel mir schwerer als gedacht und ich hatte
ziemlich Angst davor nicht zu wissen was auf mich zukommt. Dennoch war ich sehr aufgeregt und gespannt was diese Erfahrung noch so mit sich bringen würde.
Als wir auf Malta ankamen waren unsere Koffer bereits auf dem Kofferband und auch unser Taxifahrer wartete bereits auf uns... dann ging es auch direkt schon zu unserer Wohnung.
Bei der Wohnung angekommen lernten Isabell, Jara und ich direkt George unseren Vermieter kennen. Ich war sehr erleichtert, da George ein sehr sympathischer und herzlicher Mensch ist und die
Wohnung auf den ersten Blick auch gut aussah. Als wir uns die Wohnung jedoch genauer anschauten war ich etwas geschockt. Die Wohnung war ziemlich dreckig, der Kühlschrank und Ofen stank als wären
sie ewig nicht sauber gemacht worden und sahen auch dementsprechend aus und im Kühlschrank war ein totes Insekt. Nach und nach fielen uns noch viele weitere Kleinigkeiten auf welche kaputt waren,
komplett fehlten oder garnicht funktionierten, wie z.B. das WLAN. Ich fühlte mich sehr unwohl obwohl mir bereits vorher bewusst war, dass man Malta nicht mit Deutschland vergleichen kann, da ich
bereits einmal auf Malta war.
Wir gingen also einkaufen und putzten die komplette Wohnung um uns etwas wohler zu fühlen. Wir informierten George über alles und er kümmerte sich schnellstmöglich darum.
Nach dem ersten Schock erkundeten wir in den nächsten Tagen Malta, was uns etwas ablenkte und nicht so viel an zu Hause denken ließ. Wir besuchten Valletta, gingen shoppen in Sliema, kümmerten
uns darum eine Fahrkarte zu bekommen und wurden nach und nach immer vertrauter mit der Umgebung.
Malta gefällt mir sehr gut, an den Linksverkehr werde ich mich denke ich allerdings nie gewöhnen.
Dank der Palmen und des schönen Wetters fühlte es sich an wie Urlaub. In die Wohnung
zurückzukehren war dennoch jedes Mal etwas ernüchternd.